
Der guatemaltekische Kaffee
Guatemala ist bei Kaffeefans sehr beliebt. Sein Geschmacksprofil spricht viele Menschen an, denn ganzheitlich betrachtet bietet Kaffee aus Guatemala das perfekte Gleichgewicht. Er ist sowohl vollmundig und kräftig als auch süß mit einer sanften Säure und komplexen Aromen. Der Einfluss des Kaffees auf das heutige Guatemala ist offensichtlich und unbestreitbar. Nach einem steinigen Start hat sich der Kaffee inzwischen zum wichtigsten Exportgut des Landes entwickelt und Guatemala zu einem der wichtigsten Kaffeeproduzenten der Welt gemacht.
Shortcuts
- Guatemala ist einer der größten Produzenten von Spitzenkaffee
- traditionell wachsen hier Arabicas wie Bourbon, Typica, Catuai und Caturra
- Guatemala-Kaffee wird gern zur Veredelung von Blends verwendet
- das Land exportiert seinen Kaffee hauptsächlich in die USA
Die Geschichte der guatemaltekischen Kaffeeindustrie
Der Kaffee wurde Mitte des 17. Jahrhunderts in Guatemala eingeführt, aber erst ab 1860 wurde der Anbau ernsthaft vorangetrieben. Bis dahin galt die Pflanze eher als Ziergewächs. Mit dem Niedergang der Karminfarbstoffindustrie - zu diesem Zeitpunkt der größte Industriezweig Guatemalas - suchte die Regierung nach neuen Wirtschaftszweigen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Vor allem dank der günstigen Anbaubedingungen konnte der Kaffee diese Rolle schnell ausfüllen. Die ersten kleinen Plantagen entstanden in den Regionen Amatitlan und Antigua und begannen bald zu florieren. Anderswo im Land ging das Wachstum jedoch nur langsam voran. Es fehlte an Wissen und moderner Technologie, die für eine rasche Expansion notwendig gewesen wären. Außerdem mangelte es dem Land an qualifizierten Arbeitskräften, ohne die die Kaffeeproduktion nicht gesteigert werden konnte. Es dauerte viele Jahrzehnte, das benötigte Wissen und die Erfahrungen zu sammeln, um den Kaffeeanbau "flächendeckend" zu etablieren. Parallel wurde am Ausbau einer Infrastruktur für Transport und Export gearbeitet.
Als die Kaffeeindustrie weiter wuchs, brauchten die Bauern eine Art zentrales Gremium, um ihre Produktion zu organisieren und zu regulieren. Im Jahr 1960 wurde hierfür eine Gewerkschaft, die Anacafé (Asosiación Nacional del Café), gegründet. Diese Organisation ist heute für die Produktion und die Vermarktung des Kaffees verantwortlich. Sie führt Forschungsprojekte durch und bemüht sich auch um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern in den ländlichen Gebieten. Aktuell gibt es zirka 125.000 meist kleine Kaffeeproduzenten, die über das ganze Land verteilt in 20 der 22 guatemaltekischen Departements Kaffee anbauen.
Bis 2011 gehörte Guatemala sogar zu den fünf größten Kaffeeproduzenten. Doch aktuell ist Guatemala ein Land im Wandel. Immer mehr Menschen ziehen aus den ländlichen Gebieten in die Städte, um dort eine Ausbildung und besser bezahlte Arbeitsplätze zu finden. Die Städte wiederum wachsen und nehmen Land ein, auf dem früher Kaffee angebaut wurde. Leider ist zu befürchten, dass bald in einigen Anbauregionen viele Kaffeefarmen einer städtische Bebauung werden weichen müssen. Eine Entwicklung, die nicht nur der nationalen Kaffeeindustrie schadet, sondern langfristig auch dazu führt, dass einige seltene Kaffees der Welt für immer verschwinden werden.
Wachstumsbedingungen und Verarbeitung
Das Klima in Guatemala ist eines der vielfältigsten der Welt. Deshalb findet man auch hier Regionen, die für den Kaffeeanbau ganzjährig bestens geeignet sind, insbesondere in Guatemalas Bergen. Hier gibt es Hügel, Täler und Hochebenen mit mannigfaltiger Ausrichtung, wodurch unzählige Mikroklimazonen entstehen, von denen alle einzigartige Wachstumsbedingungen bieten. Das wirkt sich auf das reiche Aromenspektrum der jeweiligen Pflanzen aus. Niederschläge fallen konstant, so dass es den Pflanzen nie an Wasser mangelt. Hinzu kommen die mineralreichen Böden, deren Ursprung die 34 erloschenen und 3 aktiven Vulkane bilden.
Aufgrund des großen Wasserreichtums des Landes sind nass aufbereitete Kaffees die Regel. Eine kontinuierlich hohe Luftfeuchtigkeit steht der natürlichen oder trockenen Aufbereitung entgegen, so dass man selten einen Natural aus Guatemala findet. Die Ernte findet je nach Region zwischen Oktober und März statt. Sie hängt aber stark vom saisonalen Zustrom an Wanderarbeitern ab, die ihr Einkommen in den Winternonaten auf den Plantagen aufbessern wollen - vergleichbar mit der Spargelernte hier in Deutschland.
Im Hinblick auf die Betonung der bereits vorhandenen Geschmackseigenschaften wird die nasse Aufbereitung ohnehin von Verbrauchern bevorzugt, da diese Methode die natürliche Säure des Kaffees hervorhebt. Für die Bauern stellt sie einen plan- und kalkulierbaren Arbeitsschritt dar. Das wäre bei der natürlichen Aufbereitung nicht der Fall, weil man hier stärker vom Wetter abhängig wäre.

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Anbaugebiete und Geschmackseigenschaften
Allgemein betrachtet ist Kaffee aus Guatemala bekannt dafür, dass er süß ist, einen mittleren bis vollen Körper hat und verschiedene Schokoladenaromen aufweist. Die meisten Kaffees haben entweder einen bittersüßen Kakaogeschmack oder einen süßen Milchschokoladengeschmack, sowie Noten von Nüssen und Toffee. Viele Menschen erkennen auch rauchige und würzige Elemente - dann aber eher in den dunkleren Röstungen.
Es gibt 7 Hauptanbaugebiete in Guatemala, wobei Antigua, Huehuetenango und Atitlan die bekanntesten und wichtigsten sind. Jede Region hat dabei ihre eigenen einzigartigen Anbaubedingungen und Mikroklimata.
Antigua
Die Kaffees aus Antigua werden bevorzugt an den sonnigen und regenarmen Hängen von Vulkanen angebaut. Antigua ist die bekannteste Region des Landes in der sich auch einige der ältesten Kaffeeplantagen des Landes befinden. Diese werden dann seit Generationen von der gleichen Familie sehr gut und erfolgreich bewirtschaftet. So entstehen einige der besten Kaffees des Landes, denn detailliertes Wissen um die jeweiligen Microlots wird weitergegeben. Die Anacafé treibt durch Aus- und Weiterbildungsprogramme eine stetige Qualitätssteigerung voran. In Antigua-Kaffee findest Du einen vollen Körper, eine starke Süße und einen niedrigen bis mittleren Säuregehalt. Du schmeckst auch viel Schokolade und einen Hauch von fruchtigen Noten.
Huehuetenango
Die Region Huehuetenango, nahe der mexikanischen Grenze, liegt mit 1500 bis 1800 Metern am höchsten und bringt komplexe, fruchtige Aromen hervor. Hier findest Du zum Beispiel hellere Geschmacksnoten, die von Beeren über grünen Apfel bis hin zu Zitrusfrüchten und blumigen Nuancen reichen. Der Säureanteil ist höher.
Atitlan
Die Kaffees aus der Region Atitlan werden ebenfalls auf vulkanischen Böden angebaut. Dieses Gebiet umgibt den Atitlan-See, dessen Wasser häufig für die Nassaufbereitung der Kaffees verwendet wird. In dieser Region ist es außerdem üblich, die Plantagen natürlich zu bewirtschaften, also ausschließlich organisch zu düngen und keine Pestizide einzusetzen. Die Kaffees aus dieser Region sind eher nussig und schokoladig im Geschmack.
Andere wichtige Anbauregionen sind das Fraijanes-Plateau, das Guatemala-Stadt umgibt; der Regenwald Cobán, ein sehr feuchter, subtropischer Wald im Norden; der Vulkan San Marcos, die wärmste und feuchteste Region; und der Oriente, ein trockenes, vulkanisches Gebiet.

Röstung und Zubereitung
Kaffeebohnen aus Guatemala eignen sich hervorragend für eine breite Palette von Röstungen. Wer einen leichteren Kaffee mag, kann ihn leicht bis mittel rösten und erhält trotzdem einen vollmundigen Kaffee mit einigen hellen Geschmacksnoten. Wer eine dunklere Röstung bevorzugt, kann mit Guatemala-Bohnen ebenfalls einen wirklich guten Kaffee bekommen. Da sie von Natur aus süß sind und einen vollen Körper haben, vertragen sie auch eine dunklere Röstung und liefern ein weiches, angenehmes Mundgefühl. Bei der Zubereitung von Kaffee aus Guatemala kann man sich auf das Hervorheben von zwei verschiedenen Profilen konzentrieren. Entweder man betont Geschmack und Säure oder man legt den Fokus auf Körper und Süße.
Chemex, Handfilter und Auto Dripper
Um die Säure und die Geschmacksnoten des Kaffees hervorzuheben, ist das Aufbrühen im Überguss-Verfahren enpfehlenswert. Bei helleren Röstungen erzielt man mit dem Übergießen hervorragende Ergebnisse. Der Papierfilter trägt dazu bei, eine saubere Tasse mit klaren, hellen Geschmacksnoten zu erhalten. Diese Brühmethode ist somit ideal für diejenigen, die die subtilen fruchtigen und blumigen Noten guatemaltekischer Bohnen herausschmecken möchten. French Press
Für diejenigen, die einen dunkler gerösteten Kaffee bevorzugen oder einfach den Körper und die natürliche Süße hervorheben wollen, ist eine French Press ideal. Bei dieser Brühmethode bleibt der Kaffee viel länger in Kontakt mit dem Wasser, wodurch mehr Süße extrahiert wird und die Tasse einen vollen, kräftigen Körper erhält. Vermeide aber eine Überextraktion, sonst wird er schnell bitter. ColdBrew
Die Kombination aus vollem Körper, starker Süße und mittlerem Säuregehalt macht Guatemala-Bohnen zur perfekten Basis für einen Cold Brew. Durch die lange Extraktionszeit entsteht ein starkes und erfrischendes Getränk mit toller Süße und vollem Körper.
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