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Der chinesische Kaffee

China ist traditionell ein Land der Teetrinker. Doch steigt die Akzeptanz für Kaffee seit den 1990er Jahren extrem an - besonders unter den jüngeren Chinesen, die sich allzu gern am westlichen Lifestyle orientieren.  Die Kaffeekultur in China ist eng mit der Provinz Yunnan verbunden, einer Region mit einer Fläche von knapp 400.000 km² - so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen.

Shortcuts

- die meisten Bohnen aus China gehören zur Sorte Arabica Catimor
- die Provinz Yunnan zeichnet sich für über 95% der gesamten Kaffeeproduktion in China verantwortlich
- für den Anbau von Kaffee und Tee wird viel natürliche Waldfläche geopfert
- nur ein kleiner Teil des chinesischen Kaffees ist tatsächlich Spitzenkaffee

Die Geschichte des chinesischen Kaffees

Die Geschichte des Kaffees in China hat koloniale Wurzeln. Sie lässt sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Im Jahr 1886 erklärten die französischen Kolonialisten Mengzi zum Zentrum des Handels in der Provinz Yunnan. Nach dem chinesisch-französischen Krieg im Jahr 1889 wurde es für den Außenhandel als Vertragshafen geöffnet, über den in erster Linie Zinn und Opium die Region verließen und Textilien importiert wurden. Damit begann für die Provinz Yunnan eine neue Ära, die aufgrund ihrer Lage im Südwesten Chinas an der Grenze zu Myanmar, Vietnam und Thailand bis dahin eher unbedeutendes Hinterland war. Mit Mengzi wurde Yunnan zu einem Umschlagplatz, der Indochina mit anderen Teilen Chinas verband.

Aus der Sicht der Kaffeeproduktion war es der französische Missionar Alfred Liétard, der 1902 den ersten Kaffee aus Vietnam nach Zhukula brachte, einem kleinen Dorf im Bezirk Binchuan in der Provinz Yunnan. Die Kulturpflanze wurde in der Folge von den ethnischen Minderheiten der Wa und Lahu angebaut. Da die Produktion in sehr kleinem Maßstab erfolgte, blieb die keimende Kaffeekultur vorerst eine lokale Praxis und weitgehend unbemerkt vom Rest der Welt. Sie war damit hauptsächlich den Missionaren und den Dorfbewohnern vorbehalten, die den Kaffee zu religiösen Anlässen oder zu Familienfeiern wie Hochzeiten tranken.

Der systematische Kaffeeanbau in Yunnan begann erst nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949. Im Jahr 1950 wurden tausende Kaffeebäume der Arabica-Sorten Tipica und Bourbon gepflanzt; in den Folgejahren ergänzt von anderen Sorten wie Catimor, Mexico Caturra und seit den 1960er Jahren in geringerem Maße auch Robusta. Sowjetische Experten spielten in dieser Zeit bei der Entwicklung der chinesischen Kaffeeproduktion eine wichtige Rolle. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn sie erkannten das klimatische und geografische Potenzial der Region und waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Anbauflächen größer wurden. So brachten russische Agrartechnologen 1952 die Kaffeepflanzen aus dem westlich gelegenen Dehong in das nördliche Lujiang-Tal und es entstand eine florierende Kaffeeindustrie, deren gesamten Erträge in die Sowjetunion exportiert wurden.

Ende der 1980er Jahre wandelte sich sich wirtschaftliche Ausrichtung durch den Zerfall der UdSSR. Im Jahr 1992 unterstützte das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) die chinesische Regierung bei der Entwicklung einer international wettbewerbsfähigen Kaffeeindustrie und der Gründung der Yunnan Coffee Processing Plant Company, dem derzeit größten Kaffeeröst- und -verarbeitungsunternehmen in China. Das UNDP stattete das Unternehmen mit modernen Röst- und Verarbeitungsmaschinen aus. Von nun an wurden die produzierten Kaffeebohnen unter anderem in die Vereinigten Staaten, nach Japan und Singapur exportiert. Die rasche Entwicklung der Kaffeeindustrie in Yunnan ist außerdem auf die nachhaltige technologische Unterstützung durch die chinesische Regierung zurückzuführen. Die Gründung lokaler Kaffeeunternehmen wurde gefördert und die neuen Akteure in der Yunnan-Kaffeeindustrie ermutigt, an globalen Ausstellungen teilzunehmen, um weitere internationale Kontakte zu knüpfen und die Reputation des Yunnan-Kaffees zu verbessern. Nicht zuletzt haben auch internationale Unternehmen wie Nestlé und Starbucks das Potenzial der Kaffeeindustrie in Yunnan erkannt und eine Zusammenarbeit aufgebaut. Die wichtigsten Kaffeeregionen in der Provinz Yunnan sind: Pu'er, Baoshan, Dehong und Lincang. Trotz des stetigen Wachstums der Kaffeeproduktion sind die Kaffeeplantagen im Vergleich zur Teeproduktion unbedeutend.

Zur gleichen Zeit entwickelten auch die Provinzen Guangdong, Guangxi, Fujian und die Insel Hainan eine Kaffeeindustrie.

Cupista Texttrenner - Illustration Kaffeebohne

Wachstumsbedingungen und Verarbeitung

Yunnan ist eine landschaftlich sehr interessante und abwechslungsreiche Region, bestehend aus Bergen, die sich zum Teil über 6000 Meter Richtung Sonne recken, besiedelten Ebenen und verschlafenen, teils unberührten Tälern und Schluchten. Die Kaffeeplantagen findet man in Höhenlagen von 900 bis 1600 Metern, im Allgemeinen um 1100 bis 1200 Metern. Die kleinsten von ihnen sind Familienbetriebe mit wenigen Hektar Fläche, die großen staatlichen Plantagen haben eine Größe von über 2000 Hektar. Mit ihren fruchtbaren Böden und einer ganzjährigen Durchschnittstemperatur von zirka 21 Grad Celsius bietet die Region gute Bedingungen für den Anbau hochwertiger Arabica-Kaffeebohnen.

In der Regel wird in China Sonnenkaffee angebaut. Es gibt kaum natürliche Mischkulturen und die Pflanzen stehen nicht zwischen anderen, Schatten spendenden Bäumen. Ökologischer Kaffeeanbau ist praktisch unbekannt. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden ist an der Tagesordnung. Es ist davon auszugehen, dass das mit enormen Belastungen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit einher geht.

Da die industrielle Kaffeewirtschaft aber noch recht jung ist und Langzeiterfahrungen fehlen, wird in China noch mit verschiedenen Sorten experimentiert. Während sich beispielsweise die Typica schwer tut, entwickeln sich Bourbons und Pacamaras recht gut. Als Hybride aus den Sorten Caturra und Timor hat die Sorte Catimor einige genetische und natürlich auch geschmackliche Wurzeln in der Robusta, die ihr eine größere Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten verleiht. Dies macht sie besonders geeignet für den Anbau in China, wo der Blattrost ein häufiges Problem ist. Catimor hat einen vergleichsweise hohen Ertrag, neigt aber dazu, viel schneller zu wachsen als andere Sorten. Dies kann zu einem weniger geschmackvollen Kaffee führen, da der Zucker nicht die Zeit hat, sich voll zu entwickeln.

Es gibt noch immer Probleme bei der Infrastruktur, die die Anbaukapazitäten begrenzen. Viele Bauern sind nach wie vor auf veraltete oder ineffiziente Verarbeitungsanlagen angewiesen, die die Qualität beeinträchtigen können. Und obwohl die gewaschene Verarbeitung die beliebteste Methode ist, gibt es in Yunnan auch zahlreiche trockene Perioden, in denen es an Wasser fehlt. Deshalb gehen immer mehr Landwirte zu einer natürlichen Verarbeitung über; in erster Linie um mit den unterschiedlichen Fermentationstechniken zu experimentieren. Die Produktionskosten sind hierfür jedoch höher und es ist schwieriger, eine konsistente Qualität zu liefern.

Landschaft china

Copyright: Mister Gary / unsplash.com

Anbaugebiete

Die wichtigsten Anbaugebiete in China sind Yunnan, Fujian und die Insel Hainan. Von diesen drei Regionen baut jedoch nur Yunnan hochwertige Arabica-Bohnen an, die für Liebhaber von Spezialitätenkaffee bestimmt sind. Hier werden etwa 95 % der Kaffeebohnen des Landes angebaut.

Mit mehr als 40 Prozent konzentriert sich die Kaffeeproduktion von Yunnan auf die Region Pu'er. Baoshan produziert weniger als 30 Prozent des Kaffees, gefolgt von Dehong mit knapp 20 Prozent und Xishuangbanna mit schon deutlich unter 10 Prozent. Der Rest verteilt sich auf die Provinzen Lincang, Wenshan, Honghe und Nujiang.

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Röstung und Geschmackseigenschaften

Je nach Höhenlage, Sorte und klimatischen Bedingungen kann ein chinesischer Kaffee eine ausgezeichnete Tassenqualität liefern. In Yunnan wird überwiegend die Sorte Catimor angebaut, die im Allgemeinen zu einem sehr fruchtbetonten Geschmacksprofil neigt. In den helleren Röstungen finden sich Noten von Tee, Granatapfel, Birne, Ananas und Quitte, in den dunkleren Röstungen dunkle rote Früchte wie schwarze Kirschen.

Der Kaffee wird eher süß als sauer beschrieben, mit Noten von Honig und braunem Zucker. Sie sind auch für ihr ungewöhnlich cremiges Mundgefühl bekannt, selbst bei den helleren Röstungen soll man Erdbeeren und Sahne schmecken.

Die Bohnen sind relativ mild im Geschmack. Beste Voraussetzungen für einen Blend - vielleicht kombiniert mit einem Fünftel Robusta aus Vietnam?

Die besten Zubereitungsmethoden für Kaffee aus China


HandfilterChemex      Handfilter und Chemex

Hast Du einen helleren Roast, dann ist die Pour-Over-Methode empfehlenswert. Die milden und fruchtigen Eigenschaften werden hier betont. Die subtile Säure bleibt erhalten.

FrenchPress      French Press

Sind die Bohnen dunkler, greif zur French Press. Damit zauberst Du eine seidig weiche und vollmundige Tasse. Experimentiere hier ruhig ein wenig mit der Ziehzeit.

Siebträger      Siebträger

Eine Yunnan-Espressoröstung ist natürlich auch für einen Espresso gedacht. Mt dem Siebträger richtig zubereitet verstärkst Du den Geschmack des Kaffeemehls und erzeugst einen konzentrierten, starken und weichen Koffeinstoß.

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