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Der costa-ricanische Kaffee

Costa Rica hat einen sehr guten Ruf, wenn es um geschmackvollen und hochwertigen Kaffee geht. Das Land ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass mit Weitblick und Unternehmertum die gesamte Wirtschaft eines Landes, durch etwas so Einfaches wie eine Kaffeepflanze beeinflusst werden kann. Die Regierung von Costa Rica setzte bereits frühzeitig auf solide Maßnahmen, um den Wohlstand der in der Landwirtschaft beschäftigten Bevölkerung durch die Sicherung der Qualität des dort angebauten Kaffees zu fördern.

Shortcuts

- die Honey-Process-Verarbeitungsmethode soll hier "erfunden" worden sein
- in kaum einem anderen Land wird die Qualität des Kaffees so streng kontrolliert wie in Costa Rica
- in Costa Rica darf per Gesetz nur Arabica-Kaffee angebaut werden

Die Geschichte des costa-ricanischen Kaffees

Über den Zeitpunkt, wann und wie der erste Kaffee nach Costa Rica kam, gibt es unterschiedliche Angaben. Entweder begann der Kaffeeanbau um 1780 mit Arabica-Bohnen, die über Äthiopien eingeführt wurden, oder erst zirka 25 Jahre später, als ein Gouverneur Tomás de Acosta ein paar Pfund grüner Kaffeebohnen aus Panama importierte und ein Pater Félix Velarde diese Bohnen in seinem Garten anpflanzte. Wie auch immer - die Geschichte beginnt in der zentralen Hochebene des Landes bei San José und entwickelte sehr schnell eine Eigendynamik. Bereits 1820 wurde der erste Kaffee nach Kolumbien, Panama und Chile exportiert. Diese erfolgreiche Entwicklung vor Augen begann die Regierung damit, die Bürger zum Kaffeeanbau zu ermutigen und stellte zu diesem Zweck allen Interessierten ein Stück Land sowie 25 Kaffeepflanzen kostenlos zur Verfügung. Damit unterschied sich der Kaffeeanbau von Anfang an von den meisten anderen Ländern. Es entstanden zahlreiche kleine Plantagen von Einzelpersonen oder Familien, die sich schnell mit dem Kaffee und der produzierten Qualität identifizierten.

Ab den 1820er Jahren brachten englische Kapitäne über das chilenische Valparaíso den costa-ricanischen Kaffee nach Europa. Da er jedoch in Chile umetikettiert und neu verpackt wurde, wussten die Europäer nichts von seiner tatsächlichen Herkunft. Tatsächlich wurde er in England unter dem Namen "Café Chileno de Valparaíso" (Kaffee aus Valparaíso, Chile) verkauft. Kaffee war zu diesem Zeitpunkt bereits ein wichtiges Exportgut Costa Ricas. Man geht davon aus, dass die Einnahmen aus dem Kaffeeexport zu diesem Zeitpunkt bereits höher waren als die von Tabak, Kakao und Zucker. Das Arrangement mit Chile endete nach zirka 25 Jahren, als costa-ricanische Kaffeebauern erstmals Kaffee direkt nach England an Bord der britischen Schiffe "Sirena", "Ellersllie" und der unter dem Kapitän William Le Lacheur Lyon fahrenden "Monarch". So begann der direkte Handel nach Europa.

Diese Direktlieferungen waren wegweisende Ereignisse in der Geschichte Costa Ricas. Europäische Kaffeekenner schätzten den costa-ricanischen Kaffee, was die Wirtschaft des Landes befeuerte. Es entstand eine wohlhabende Produzentenelite, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Regierungskreise dominierte. Einer dieser Elitären war der Tabakbauer Don Mariano Montealegre Bustamante. Don Mariano verfügte über viel Land, Wissen und finanzielle Mittel und wurde bald zu einem der wohlhabendsten Kaffeepflanzer Costa Ricas. Seine Kaffeeplantagen befanden sich in der Nähe des heutigen Parque La Sabana, am westlichen Ende von San José. Auch zahlreiche andere Costa-Ricaner kamen zu Wohlstand. Das Geld aus dem Kaffeeanbau ermöglichte es vielen jungen Menschen, an Universitäten in der ganzen Welt zu studieren und sich Wissen in den Bereichen Medizin, Wirtschaft und mehr anzueignen und dieses Knowhow nach Costa Rica mitzunehmen. Dadurch war es möglich, 1890 die Eisenbahnlinie "Ferrocarril al Atlántico" zu bauen, um fortan die Kaffeebohnen und andere Güter direkt über den Atlantik nach Europa transportieren zu können. Im Jahr 1897 konnten die Einwohner der Hauptstadt San José der Einweihung des Nationaltheaters beiwohnen, das vollständig von den Kaffee- und Bananenbauern bezahlt wurde.

Um 1900 strebte Brasilien massiv auf den internationalen Kaffeemarkt. Auch die Nachbarländer Costa Ricas, insbesondere Honduras und Guatemala, wurden ebenfalls zu wichtigen Akteuren auf der Weltbühne des Kaffees und machten dem kleinen Land kräftig Konkurrenz. Als Reaktion auf die Finanzkrise von 1929/1930 wurde 1933 das "Instituto del Café de Costa Rica" (Institut für costa-ricanischen Kaffee) gegründet, eine Einrichtung, die die einheimischen Bauern vor einem finanziellen Ruin durch internationale Marktschwankungen zu schützen sollte. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch für den Kaffee aus Costa Rica eine große Veränderung. Zuvor war das Land Englands Kaffeelieferant Nr. 1, aber aufgrund von Rationierungen und veränderten wirtschaftlichen Prioritäten stellte England während des Krieges seine Käufe ein.

Dies tat der Kaffeeindustrie jedoch keinen Abbruch. Die steigende Nachfrage in der Nachkriegszeit führte zu einer Verbesserung der Marktpreise und förderte die Ausweitung der Kaffeeplantagen im Zuge der sogenannten Grünen Revolution. In Kolumbien, Zentralamerika und Mexiko bedeutete die Intensivierung des Kaffeeanbaus die Umwandlung von traditionell-organischen in moderne industrielle Kaffeeplantagen. Ein solch krasser Wandel fand in Costa Rica nicht statt, dennoch profitierte es auch von dieser allgemeinen Entwicklung. Die Produktionsmenge konnte zwischen 1955 und 1975 verdoppelt werden. In den 1980er Jahren setzten Pflanzenkrankheiten und der allgemeine Preisverfall die gesamte Kaffeeindustrie auch in Costa Rica unter Druck.

Anfang der 1990er Jahre schloss man sich mit den Nachbarländern El Salvador, Honduras, Guatemala und Nicaragua zu einem Konsortium zusammen, um Produktion und Export zu regulieren und somit Preisstabilität für den Gesamtmarkt zu gewährleisten. Seither geht es wieder bergauf, obwohl die Preise nach wie vor niedrig blieben. Die Produktion ist in Costa Rica seitdem nicht mehr so rentabel wie früher. Der Kaffee selbst wird aber als besonders hochwertig angesehen und ist nach wie vor auf der ganzen Welt begehrt.

Heute sind fast 10 % der Bevölkerung Costa Ricas in der Kaffeeproduktion tätig. Etwa 90 % des Kaffees sind jedes Jahr für den Export bestimmt. Im Vergleich zu vielen anderen Anbauregionen weltweit ist die costa-ricanische Kaffeeindustrie recht fortschrittlich. Dies ist zum großen Teil dem Instituto del Café de Costa Rica zu verdanken, das durch eine Exportsteuer auf Kaffee finanziert wird und wissenschaftliche Forschungen durchführen und Modernisierungen auf den Weg bringen kann.

Cupista Texttrenner - Illustration Kaffeebohne

Wachstumsbedingungen und Verarbeitung

In Costa Rica wird ausschließlich die Arabica-Bohne angebaut. Hier gibt es nur zwei Jahreszeiten, eine Trockenzeit und die Regenzeit. Die täglichen Temperaturen sind aber konstant. Die Böden sind vulkanischen Ursprungs, nährstoffreich, leicht sauer und äußerst fruchtbar. In den höheren Anbaugebieten ist es etwas kühler, was den Bedürfnissen der Kaffeepflanzen sehr entgegenkommt.

Der Kaffee aus Costa Rica wird auf "Fincas" (Farmen) in den Bergen auf 1200 bis 1800 Metern über dem Meeresspiegel angebaut und in der Regel von Hand gepflückt. Das macht eine Auslese bereits beim Ernten möglich. Unreife Kirschen bleiben am Zweig und werden später gepflückt. Erntezeit ist Dezember bis März. Aufgrund der Größe der Plantagen und des meist unwegsamen Geländes, ist der Einsatz von Technik oft wenig wirtschaftlich. Für die Ernte werden Menschen aus Nicaragua und Panama angeworben, um in dieser Zeit auf den Kaffeefarmen zu arbeiten. Etwa die Hälfte der Kaffeepflücker des Landes sind arme Wanderarbeiter. Die Pflücker beginnen mit der Ernte in den niedrig gelegenen Plantagen und folgen den reifenden Beeren in immer höhere Lagen.

Traditionell sammeln Kaffeepflücker in Costa Rica ihre Ernte in einer "Cajuela" ein. Einst waren das geflochtene Körbe, heute sind jedoch eher Plastikversionen üblich. Die Beeren werden dann zu den "Beneficios" (Verarbeitungsbetrieben) gebracht. Es kommen alle drei klassischen Aufbereitungsmethoden (nass, trocken, Honey-Process) zum Einsatz. Im Allgemeinen lassen die costa-ricanischen Kaffeebauern die Kaffeebohnen so lange wie möglich stehen, damit sie einen intensiveren Fruchtcharakter erhalten. Abschließend erfolgt die Sortierung und Verpackung.

Landschaft Costa Rica

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Anbauregionen und Geschmackseigenschaften

Die meisten klassischen costa-ricanischen Kaffees sind mild und allgemein bekannt für ihre lebendige Säure, ihren leichten Körper und weiche, süße und blumige Aromen. Es gibt aber durchaus individuelle Unterschiede - je nach Region und Aufbereitung. Gewaschene Kaffees schmecken sauber und mild. Zu den Geschmacksnoten gehören Honig und Milchschokolade, mit einem hellen Fruchtcharakter. Naturkaffees aus Costa Rica erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie weniger ressourcenintensiv verarbeitet werden und einzigartige Geschmacksprofile bieten. Sie haben einen sirupartigen Körper mit stärkeren Fruchtaromen. Honey-Process-Kaffees sind süßer und weniger säurehaltig. Sie schmecken oft nach Honig, Melasse und Früchten.

In Costa Rica gibt es acht verschiedene Kaffeeanbaugebiete. Jedes von ihnen ist leichten Wetterschwankungen ausgesetzt. Die Böden bieten verschiedene Voraussetzungen und werden unterschiedlich gedüngt. Ideal ist die Nährstoffversorgung durch naheliegende Vulkane. Das hat zur Folge, dass die jeweiligen Regionen auch unterschiedlich schmeckende Kaffeebohnen hervorbringen.

Guanacaste

Diese wahrhaft atemberaubende Region befindet sich im Norden und bietet eine der schönsten Berglandschaften des Landes. Sie zeichnet sich durch ihr trockenes und heißes Klima aus, obwohl es auch immer wieder zu ausgeprägten Regenperioden kommt. Aufgrund dessen ist der Geschmack nicht nur von den für costa-ricanischen Kaffee typischen säuerlichen Noten geprägt, sondern auch von einer gewissen Bitterkeit.

West Valley (Valle Occidental)

Die westlichste Anbauregion Costa Ricas, das Valle Occidental, produziert rund 25 % der gesamten Kaffees des Landes. Es grenzt zwar an die Region Tarrazu, aber der Kaffee wächst hier etwas niedriger als in Tarrazus auf einer Höhe von 1.200 bis 1.700 Metern über dem Meeresspiegel. Die Trocken- und die Regenzeit unterscheiden sich in dieser Region deutlich voneinander, ohne aber ins Extreme auszuschlagen. Die Geschmacksnoten reichen von Honig und Schokolade bei Honey-Process-Kaffee bis zu Steinfruchtnoten wie Aprikose, Pfirsich und sogar Pflaume bei Naturals. Hier wird weniger nass verarbeitet als in anderen Regionen.

Central Valley

Wie nicht anders zu erwarten in der zentralen Region des Landes gelegen, sollen die hier angebauten Bohnen wie eine Kombination aus Obst und Schokolade schmecken. Die Region hat die ausgeprägtesten Regen- und Trockenzeiten, was den Erzeugern die Möglichkeit gibt, mit anderen Verarbeitungsmethoden zu experimentieren. Natürlich aufbereitete Kaffees von hier haben in der Regel einen milderen Säuregehalt, einen kräftigeren Körper und kräftige aromatische Geschmacksnoten und Süße.

Tres Ríos

Tres Ríos, an den Hängen des Vulkans Irazu und nur wenige Kilometer außerhalb der Hauptstadt San José ist die kleinste aller Anbauregionen. Die Farmen liegen bis zu 1.650 Meter über dem Meeresspiegel. Der Kaffee ist reichhaltig, mit einer ausgeprägten Helligkeit, die Noten von Honig und Steinobst wie Aprikose und Orangen enthält. Hier ist es insgesamt etwas kühler, so dass die Bohnen langsamer reifen, dichter sind und somit auch eine etwas dunklere Röstung vertragen.

Tarrazú

Tarrazú ist wahrscheinlich das bekannteste Anbaugebiet und produziert die beliebtesten Bohnen. Die Bohnen aus diesem Gebiet haben eine besonders aufregende Säure. Die Region liegt im Hochgebirge der südlichen Pazifikregion südlich von Costa Ricas Hauptstadt San José und ist eine der am dichtesten bepflanzten Hochgebirgsregionen Mittelamerikas, mit vielen Farmen auf oder über 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Das Klima von Tarrazú ist durch zwei klar definierte Jahreszeiten gekennzeichnet: eine sieben Monate dauernde Regenzeit (Mai bis November) und eine Trockenzeit (Dezember bis April). Dies begünstigt eine gleichmäßige Kaffeeblüte.

Turrialba

Diese Anbauregion ist nach dem Vulkan benannt, der sich in dieser Region befindet. Turrialba hat die meisten Niederschläge von allen acht Anbauregionen, die mehrere Ernten im Laufe des Jahres möglich machen. Die meisten Bohnen werden hier in einer Höhe von etwa 1.400 Metern angebaut. Kaffeebohnen, die hier geerntet werden, zeichnen sich durch ihr insgesamt weiches Profil aus - mit einem leichten Körper, subtilen Aromen und einer milden Säure.

Orosi

Das Klima hier ist eher feucht. Der Kaffee wächst an den Hängen der Orosi-Berge in einer Höhe von 1.000 bis 1.400 Metern über dem Meeresspiegel. Aufgrund des hervorragenden Klimas in diesem Gebiet sind die Kaffees von hier schön ausgewogen und weich und eignen sich gut für die Zubereitung von espressoähnlichen Getränken.

Brunca

In dieser Region herrscht das ganze Jahr über eine hohe Luftfeuchtigkeit. Hier werden zirka 20% des cost-ricanischen Kaffees produziert. Die Region weist auch eine große Vielfalt an Anbauhöhen auf, die von 800 bis 1.700 Metern über dem Meeresspiegel reichen. Im Allgemeinen sind die Bohnen aus diesem Gebiet etwas milder als in anderen Regionen und haben ein breites Spektrum an Aromen, die sowohl süß als auch zitrusartig sein können.

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Röstung

Die meisten costa-ricanischen Bohnen vertragen sowohl helle als auch mittlere Röstungen sehr gut. Dabei werden die frischen und klaren Aromen der Bohne in den Vordergrund gerückt. Die mittlere Röstung mildert hingegen die hellen Geschmacksnoten und verleiht der gesamten Bohne einen subtile, bodenständigeren Charakter. Tres Ríos Bohnen dürfen gern auch eine Espresso-Röstung bekommen, wodurch ein vollmundiger, kräftiger Kaffee entsteht, der Süße mit Nuancen aus Zartbitterschokolade, Mandeln und Honig kombiniert.


Zubereitung

Je nachdem, welche Zubereitungsmethode Du bevorzugst, sollten Deine Röstung darauf abgestimmt sein.

Karlsbader KanneHandfilterChemex     Karlsbader Kanne, Handfilter, Chemex

Für hellere Röstungen bietet sich einer der gängigen Pour-Over-Methoden an. Mit einem groben Mahlgrad kannst Du auch mal die gute alte Karlsbader Kanne einsetzen.

SiebträgerFrenchPressKaffee-Vollautomat     Siebträger, French Press und Vollautomat

Für mittlere bis dunkle Röstungen bietet sich die French Press an. Es spricht aber nichts gegen Milchgetränke aus dem Vollautomaten oder einem Espresso aus dem Siebträger.

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