
Der tansanische Kaffee
Die Wurzeln des Kaffees in Tansania lassen sich durch mündliche Überlieferungen bis zum Stamm der Haya im Nordwesten Tansanias im 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte er sich zu einem zentralen Handelsgut und ist noch heute eine wichtige Quelle für die Exporteinnahmen des Landes.
Shortcuts
- die Kaffeeindustrie beschäftigt - direkt und indirekt - zirka zweieinhalb Millionen Menschen in Tansania
- Tansania wird immer auch mit Perlbohnen-Kaffee in Verbindung gebracht
- lange Zeit wurde Tansania-Kaffees versteigert, um die Preise stabil zu halten
Die Geschichte des kenianischen Kaffees
Wie der Kaffee nach Tansania gelangte, ist nur mündlich überliefert. Der Stamm der Haya im Nordwesten Tansanias, in der heutigen Region Kagera, soll im 16. Jahrhundert Robusta-Kaffee aus Abessinien, dem heutigen Äthiopien, mitgebracht haben. Nicht, dass sie ihn unbedingt als Getränk benötigt hätten, sondern weil sie seine anregende Wirkung zu schätzen wussten. Für den "Haya-Kaffee", oder "Amwani", wurden unreife Kirschen zusammen mit Kräutern aufgekocht und die Mischung anschließend mehrere Tage lang geräuchert. Die so entstandene Masse konnte dann als Stimulanzmittel gekaut werden. Der Anbau und die Kultivierung der Bohnen wurden von den Stammesführern streng kontrolliert und eingeschränkt. Diese Verknappung steigerte den Wert, wodurch nicht zuletzt die Bohnen auch als Zahlungs- und Tauschmittel eingesetzt werden konnten. Amwani wurde Teil kultureller Rieten und Bestandteil formeller Begrüßungen, Krönungen und religiösen Festen.
Als Deutschland im späten 19. Jahrhundert die Kontrolle in Tansania übernahm, erließ die Kolonialregierung rasch Gesetze, die den Kaffeeanbau in der gesamten Region verbreiteten. Damit verloren die Haya das Monopol auf den Kaffee und auch ihren Reichtum. Sie waren fortan gezwungen auf andere Pflanzen wie Bananen und Ananas umzusteigen und wurden dadurch weniger unabhängig und besser kontrollierbar. Im Jahr 1911 ordneten deutsche Kolonisten die Anpflanzung von Arabica-Kaffeebäumen in der gesamten Bukoba-Region am Victoria-See an und zwangen die Haya und weitere Stämme, auf den Plantagen zu arbeiten. Die Anbauflächen breiteten sich in den Folgejahren wegen ihrer idealen Bedingungen für den Arabica-Anbau Richtung Osten in die Regionen Kilimandscharo, Arusha, Tarime, Kagera, Kigoma und Karatu/Ngorongoro aus. Bald produzierten viele Gebiete des tansanischen Nordens den Kaffee für die Kolonialisten und die Gemeinde Moshi wurde zum Zentrum für die Verarbeitung und den Verkauf. Der nun allgegenwärtige und stark nachgefragte Kaffee konnte jetzt mit großem Gewinn nach Europa exportiert werden.
Infolge der offiziellen Abschaffung der Sklaverei um 1909 begannen strukturelle Veränderungen. Die Haya widersetzten sich der weiteren kommerziellen Kaffeeproduktion, andere Stämme, wie die Chagga, gingen vollständig zum Anbau von Kaffeebohnen über.
Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Briten "Tanganjika" übernahmen und Eisenbahnstrecken errichteten, trieben sie den Kaffeeanbau in der Region weiter voran und führten verschiedene Landreformgesetze ein. Im Jahr 1925 wurde die Kilimanjaro Native Planters' Association (KNPA) gegründet, die erste von vielen Kaffeekooperativen im Land, die den Bauern helfen sollten, sich zu organisieren und einen besseren Preis für ihre Waren zu erzielen. In den Jahres des 2. Weltkrieges stagnierte die Kaffeeproduktion, weil die Briten den Kauf von Kaffee zugunsten anderer Güter vorerst einstellten. In den Nachkriegsjahrzehnten standen sowohl Tansania als auch Kenia und Burundi unter britischer Herrschaft und die Nachfrage stieg wieder gewaltig. Und so konnte sich Moshi in den 1950er- und frühen 1960er-Jahren nach Nairobi in Kenia zum zweiten großen Zentrum für die britische Kaffeeproduktion entwickeln.
Nach der Unabhängigkeit 1961 strebte die Regierung Tansanias ein weiteres deutliches Wachstum in der Kaffeeproduktion an. Sie legte verschiedene Investitionsprogramme auf und gewährte den Kaffeefarmen günstige Darlehen. Außerdem wurden im südlichen Teil des Landes, in den Regionen Mbozi und Mbinga, große staatliche Ländereien für den Kaffeeanbau vorgesehen. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch zunächst, weil die Regierung das Konzept der Bauernkooperativen auf Gebiete ausdehnte, in denen es bisher keine Erfahrungen damit gab. Es fehlte die Akzeptanz. Auch verfolgte man in den 1970er Jahren die Idee vom sogenannten Ujamaa-Sozialismus, einer Gesellschaftsform, in der große Ujamaa-Dorfgemeinschaften entstehen sollten, die sich aus Menschen oder Familien zusammensetzten, die oft weit voneinander entfernt wohnten. Eine Art Zentralisierung und Zwangsumsiedlung, die teils mit militärischer Gewalt durchgesetzt wurde. Viele Menschen mussten dabei die Dörfer erst selbst errichten und monate- oder sogar jahrelang unter einfachsten Verhältnissen leben. Damit brachen die Produktion und die Exporte von Gütern aus dem landwirtschaftlichen Bereich völlig zusammen. 1977 wurden alle Kaffeegenossenschaften aufgelöst und verstaatlicht.
Trotz dieser innerpolitischen Probleme dehnte sich der Kaffeeanbau in den 70er und 80er Jahren weiter nach Süden aus. Neben den historisch bedeutenden Regionen im Norden wird heute auch in den südlichen Regionen Ruvuma und Mbeya/Mbozi Kaffee produziert. Durch eine Reform 1994 wurde die Branche privatisiert. Die Effizienz des Systems stiegt deutlich, es entstanden wieder Genossenschaften und der Kaffeeanbau und -verkauf wurde völlig unabhängig. Das Tanzanian Coffee Board wurde eingesetzt, um Regularien zu formulieren sowie Genehmigungen und Lizenzen zu erteilen. Darüber hinaus ist das Amt für die Klassifizierung der Bohnen und die Durchführung der Kaffeeauktion in Moshi zuständig.
Die Kaffeeauktionen
Das Auktionssystem spielt eine wichtige Rolle in der Kaffeeproduktionskette Tansanias. Ihre Anfänge liegen in den 1920er Jahren, in denen Kenia und Tansania von britischen Kolonialregierungen regiert wurden. Der Grund dafür lag im Erreichen möglichst höher Verkaufspreise.
Vor 1976 wurde der gesamte Kaffeehandel von zwei genossenschaftseigenen Kaffeeverarbeitungsbetrieben in Moshi (Arabica) und Bukoba (Robusta) abgewickelt und dann auf der Auktion in Moshi verkauft. In den 1980er Jahren nahmen die Auktionen in Tansania moderne Formen an, als eine Reihe von Faktoren, darunter das Scheitern des Internationalen Kaffeeabkommens (ICA) und das Ende des Kalten Krieges zu einem weltweiten Rückgang der Kaffeeverkäufe und -preise führten. Da auch andere Kaffee produzierende Länder in Ostafrika zur gleichen Zeit ebenfalls versuchten, ausländische Käufer zu umwerben, ging man davon aus, dass ein von der Regierung (als vertrauenswürdiger Handelspartner) durchgeführtes staatliches Auktionssystem die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der tansanischen Kaffeeindustrie steigern würde.
Die Liberalisierungen der Kaffeeindustrie 1994 erlaubten es privaten Händlern, das staatliche Auktionssystem zu umgehen und Kirschen direkt von den Bauern zu kaufen. Diese Reformen kamen den Bauern zwar zugute, da sie mehr Wettbewerb um ihren Kaffee schufen, doch es ergaben sich potenzielle Probleme für die Genossenschaften. Sie mussten sich mit der neuen Konkurrenz auseinandersetzen und den Bauern wettbewerbsfähige Preise anbieten, um mit den Angeboten der privaten Händlern mithalten zu können. Viele dieser Verbände haben sich dennoch durchgesetzt, weil sie sich auf die Qualität konzentrierten und direkte Verbindungen zu Röstern und Importeuren aufbauten. Gleichzeitig ziehen es viele Importeure vor, direkt mit den Bauern oder Genossenschaften zusammenzuarbeiten, um die Qualität des Kaffees näher an der Quelle zu verbessern und rückverfolgbar zu machen. Im Gegenzug können die Importeure den Bauern Finanzmittel, Zugang zu Betriebsmitteln und zusätzliches Wissen zur Verfügung stellen, das ihnen hilft, ihren Kaffee später mit höherem Gewinn zu verkaufen.
An Auktionen nimmt man nur noch Teil, wenn es angebracht ist. Das Hauptziel der heutigen Versteigerung ist es, die Transparenz zu erhöhen und höhere Preise für die Bauern zu erzielen.

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Wachstumsbedingungen und Verarbeitung
Das Klima im Nordwesten des Landes ist tropisch. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt zirka 20°C (+/- 5°C) und schwankt über die Monate kaum. Durch die vorherrschenden Ostwinde in Kagera werden regenreiche Wolken vom Victoriasee herangetragen, was zu einer nahezu immergrünen, savannenartigen Vegetation führt. Niederschläge fallen also reichlich und zwar über 1000 mm pro Jahr, im Winter (Mai bis September) viel weniger als im Sommer, der hier die Monate November bis April einschließt. Richtung Kilimandscharo und Moshi schwanken die Temperaturen etwas mehr. An kalten Tagen zeigt das Thermometer 15°C und an den heißesten Tagen 30°C. Die Niederschläge sind geringer, in der Verteilung aber ähnlich. Der Norden Tansanias besitzt grundsätzlich recht fruchtbare Böden. An Stellen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung sind sie über die letzten 100 Jahre aber vergleichsweise nährstoffarm geworden.
Das Klima in den südlichen Anbauregionen ist warm und gemäßigt. Auch hier gibt es im Winter (Juni bis September) deutlich weniger Niederschläge als im Sommer (Dezember bis April). Die Temperaturen liegen im Jahresdurchschnitt bei 20°C. Es fällt mit jährlich etwa 1800 mm sehr viel Niederschlag. Die Höhenlagen reichen von 800 bis 1900 Metern über dem Meeresspiegel und bieten somit ideale Wachstumsbedingungen für die Kaffeepflanze.
Tansania baut sowohl Robusta- als auch Arabica-Sorten an - im Verhältnis 1:4. Für Robusta sind niedrigere Höhenlagen um 800 bis 900 Meter über dem Meeresspiegel typisch, während Arabica in einem Bereich von 1400 bis weit über 2000 Meter über dem Meeresspiegel zu finden ist. Dann gilt er teilweise auch als Strictly High Grown (SHG) beziehungsweise als Strictly Hard Bean (SHB) Arabica.
Auch die Ernte selbst ist stark von der Höhe und der geografischen Lage abhängig. Die Robusta-Ernte findet zwischen Mai und Oktober statt, die Arabica-Ernte zwischen Juni und Dezember. Viele tansanische Kaffees sind shade-grown, das heißt, die Bauern mischen die Kaffeepflanzen beispielsweise mit Bananenbäumen. So entsteht ein lichtes Schattendach, unter dem sich die Kaffeepflanzen am wohlsten fühlen. Der gesamte Kaffee in Land wird nass aufbereitet. Das Kaffeesortierungssystem ähnelt dem kenianischen, wobei Tansania AA die höchste Stufe darstellt, gefolgt von A, B und so weiter. Tansania-Kaffee in Bio-Qualität findet man selten.
Anbauregionen
Zu den wichtigsten Kaffeeanbaugebieten Tansanias gehören Arusha (Meru), der Moshi-Distrikt (an den Hängen des Kilimandscharo), Oldeani (in der Region Arusha) und Pare, das Hochplateau zwischen dem Taganyika- und dem Nyassa-See, sowie Songea, die Hauptstadt der Ruvuma-Region im Südosten Tansanias, wo der Ruvuma-Fluss den größten Teil der südlichen Grenze zu Mosambik bildet. Zu den weniger bekannten Regionen gehören: Mbinga, Ruvuma, Iringa, Mara, Ngorogoro, Morogoro, Mbeya, Tanga, Manyara, Rukwa, Kigoma, Kagera, Bukoba und Mwanza.
Geschmackseigenschaften
Der tansanische Kaffee hat immer das Problem, mit seinem kenianischen Nachbarn verglichen zu werden. Was schade ist, weil er dadurch bisweilen schlechter da steht, als er ist. Ich versuche mal, darauf zu verzichten. Also, die meisten Kaffees aus Tansania zeichnen sich durch die für Afrika und Arabien typische scharfe, weinige Säure aus. Sie sind in der Regel mittelkräftig bis vollmundig und reich im Geschmack. Somit ist auch ein Tansania-Single-Estate eine gute Wahl. Einige der Kaffees aus der Kilimandscharo-Region sind weicher als die aus anderen Regionen. Sie können blumige Profile aufweisen und schmecken ähnlich wie gewaschene Kaffees aus Äthiopien. Der Gesamtgeschmack ist süß und fruchtig, mit beerigen Noten. Die Bohnen aus anderen Regionen können nach allem Möglichen schmecken, von Kiwi über Brombeeren bis hin zu Schokolade. Klar ist, dass der Röster das Endergebnis für die Tasse noch stark beeinflusst. Bei einer schönen City-Röstung kommt der blumige Duft besser zur Geltung. Eine dunkle Röstung bringt ein Beeren- oder Pfeffergewürzaroma hervor.

Tansania Peaberry (Perlbohnen-Kaffee)
Peaberry-Kaffeebohnen werden auf der ganzen Welt angebaut. Allerdings werden Tansania und Perlbohnen immer irgendwie miteinander in Verbindung gebracht, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass das Land daraus eine Marke kreiert hat. Cleveres Marketing halt...
Normalerweise enthalten Kaffeekirschen zwei Samen oder Bohnen, die auf der einen Seite flach und auf der anderen Seite rund sind. Bei der Perlbohne wird nur ein Samen befruchtet. Das Ergebnis ist ein einziger runder Samen mit einem Grat in der Mitte. Perlbohnen werden von einigen als qualitativ und geschmacklich besser angesehen als normale flache Bohnen. Hierfür gibt es zwei Gründe: Die einzelne Bohne enthält die gesamte Geschmacksintensität von zwei Bohnen, und die runde Form der Bohnen führt zu einer gleichmäßigeren Röstung. Auch wenn die erste Annahme kaum auf Tatsachen beruht, so ist es doch richtig, dass die runde Form der Bohnen den Röstprozess begünstigt. Die wahrgenommene hohe Qualität von Perlbohnen-Kaffee ist höchstwahrscheinlich aber auch auf das Sortierverfahren zurückzuführen, das strenger ist als das für "normale" Bohnen.
Der Tansania Perlbohnen-Kaffee ist eine seltene afrikanische Kaffeesorte, die in der Region Mbeya im Südwesten Tansanias angebaut wird. Diese wunderbar weichen und vollmundigen Tansania Peaberrys sind leicht geröstet ziemlich reich im Geschmack und zeichnen sich durch Noten von Zitrone, Pfirsich und schwarzem Tee aus.
Röstung
Wie gerade erwähnt, wird der krautig-blumige Duft betont, wenn der Tansania-Kaffee eine City-Röstung erhält. Eine dunklere Röstung bringt den Geschmack von Beeren und einen Akzent von schwarzem Pfeffer im Abgang hervor. Die SHG / SHB Kaffees aus den Hochgebieten eignen sich auch für sehr dunkle Röstungen, da sie nicht aschig werden und süß bleiben.
Die Tansania-Perlbohnen müssen beim Rösten individuell zu betrachtet werden, denn sie sind in der Regel größer als klassische Bohnen, so dass eine längere Röstzeit erforderlich ist. Aus diesem Grund ist Perlbohnen-Kaffee besser für mittlere oder dunklere Röstungen geeignet. Während er dadurch einen robusten und kräftigen Geschmack bekommt, bleiben gleichzeitig auch helle und fruchtige Aromen erhalten. Das heißt aber nicht, dass nicht auch ein Light- oder Medium-Roast funktioniert. Dann zeichnen sich die Bohnen durch Noten von Zitrone, Pfirsich und schwarzem Tee aus. Bei der Verwendung in Kaffeemischungen sollten sie separat geröstet und dann mit den anderen Kaffeesorten gemischt werden, da sich die Kaffeesorten aufgrund der unterschiedlichen Größe unterschiedlich schnell entwickeln, was zu einer Über- oder Unterröstung des Kaffees führen kann. Und eigentlich sind sie für Blends fast zu schade.
Zubereitung
Der Geschmack des Kaffees hängt natürlich von den regionalen und sortentypischen Geschmacksprofilen und den Anbaubedingungen ab, aber auch von der Art der Röstung und den Brühmethoden. Zu letzterem gibt es keine Vorschriften. Erlaubt ist, was gefällt. Siebträger
Im Siebträger entwickelt ein Tansania Single Origin Kaffee einen mittleren Körper, eine hell-fruchtige Säure und ein weiniges Mundgefühl. Das Aroma erinnert sehr an Schokolade, die auch im Abgang durchkommt, begleitet von süßen Rosinen und roten Trauben. Chemex
Tansania-Kaffee eignet sich wunderbar für eine Chemex. Er beginnt recht hell mit leichten Trauben- und Zitrusfruchtaromen. Das Aroma zeigt auch Trauben und Schokolade und beim Abkühlen ist ein Hauch von Brombeere und Johannisbeere zu erkennen. French Press
In der French Press bekommt der Kaffee mehr Körper und ein schwereres Mundgefühl als in der Chemex. Die Säure wird beim Abkühlen recht pikant. Das Aroma ist auch hier von beerigen Noten dominiert.
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