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Kaffee aus Madagaskar

Denkst Du an Madagaskar, denkst Du vielleicht zuerst an Vanille. Kaffee kommt einem da wahrscheinlich nicht sofort in den Sinn. Aber das Land blickt auf eine durchaus bedeutende Kaffeegeschichte zurück und hat sich in letzter Zeit zu einem interessanten Kaffeeproduzenten entwickelt. Die Qualität des dort produzierten Kaffees wird seit Jahren kontinuierlich besser.

Die Geschichte des madagassischen Kaffees

Kaffee hat auf Madagaskar eine lange natürliche Geschichte. Man geht davon aus, dass der Kaffee bereits seit etwa 500 000 Jahren auf der Insel wächst. Das dürfte an den geografischen und klimatischen Bedingungen liegen, unter denen sich erste Bohnen, die wahrscheinlich aus dem Gebiet des heutigen Äthiopiens vielleicht durch Vögel nach Madagaskar gebracht wurden, zu Kaffeesträuchern entwickelten. Seitdem haben sich etwa 60 Kaffeesorten entwickelt. Dank der zufälligen Verbreitung durch die madagassischen Tierwelt, die die Kaffeepflanze als Nahrungsquelle nutzt, sind sie überall auf der Insel zu finden. Über die Nutzung der Pflanzen durch die Menschen ist nicht viel bekannt. Es sollen die Kreolen gewesen sein, die zuerst auf der Nachbarinsel Bourbon (heute Réunion) mit der Kultivierung begannen. Andere Quellen berichten, dass die Franzosen bereits im Jahre 1708 einige Kaffeepflanzen auf Boubon ohne Erfolg anzubauen versuchten. Weitere versuche zwischen 1715 und 1718 durch die „French Indian Company“ sollen dann erfolgreich gewesen sein. Jedenfalls soll von hier aus die Kaffeekultur nach Madagaskar „übergeschwappt“ sein.

Die moderne Kaffeetradition auf Madagaskar begann dann mit den französischen Kolonisten um 1895, die alsbald eine erste wirtschaftlich relevante Kaffeeproduktion etablierten. Die Kolonialpolitik machte den Kaffee bis zu den 1930er Jahren zum wichtigsten Exportgut der Insel. Eine der einheimischen Kaffeesorten der Region - die Arabica-Bourbon - erfreute sich in Europa großer Beliebtheit und trieb die Nachfrage in bis dahin ungeahnte Höhen. In Verbindung mit neuen Anbaumethoden führte dies zu einem raschen Anstieg der madagassischen Kaffeeproduktion. 1946 wurde Madagaskar zum offiziellen Distrikt Frankreichs erklärt, was zu inneren Konflikten führte. Ein Aufstand im Jahr 1947 zwischen Franzosen, Kreolen auf Réunion und madagassischen Nationalisten um die begrenzten natürlichen Ressourcen der Inseln, schaukelte sich zu einem regelrechten Bürgerkrieg auf, in dessen Folge die Anzahl der französischen Streitkräfte vervielfacht wurde und es unter anderem zu Massenhinrichtungen, Folter, Vergewaltigungen und Dorfverbrennungen kam. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Der Konflikt zwischen diesen beiden gegnerischen Seiten hat bis heute tiefe Spuren in der madagassischen Gesellschaft hinterlassen. Dennoch stiegen die Kaffeeexporte weiter, auch weil Kolonisierungsprogramme der Franzosen Einwanderer aus anderen Ländern, insbesondere aus La Réunion anlockten. Schulen, medizinische Einrichtungen und sogar Kinos wurden errichtet. Die neuen Siedler pflanzten Arabica-Kaffeesorten aus La Réunion, Äthiopien, Kenia und Costa Rica sowie andere landwirtschaftliche Produkte an. Die Franzosen kontrollierten die Kaffeeproduktion noch bis zur Unabhängigkeit Madagaskars im Jahr 1960.

Anfang der 1970er Jahre wurde die CAVAGI (Caisse de Commercialisation et de Stabilisation des Prix de Café, de la Vanillie et du Girofle) gegründet, ein Wirtschaftsverband, der den Verkauf und die Preise von Kaffee, Vanille und Gewürznelken - allesamt bis heute wichtige madagassische Exportgüter - überwachen, stabilisieren und optimieren sollte. In den 1980er und frühen 1990er Jahren erreichte die madagassische Kaffeeproduktion ihren Höhepunkt und wuchs gemessen an der Menge zum achtgrößten Kaffeeproduzenten der Welt. Auf ihrem Höhepunkt beschäftigte die Kaffeeindustrie fast 25 % der madagassischen Bevölkerung und machte etwa die Hälfte der Agrarexporte aus. Leider ist die Abhängigkeit von einem oder wenigen Wirtschaftszweigen immer kritisch. Madagaskar musste dies in den 1990er Jahren erfahren, als der Preis für Kaffee abstürzte und weite Teile der madagassische Landwirtschaft lahmlegte. Viele madagassische Bauern konnten auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig bleiben, trennten sich von ihren Kaffeebäumen und wandten sich stattdessen dem Reisanbau zu. Die große Zeit des Kaffees in Madagaskar war vor.

Die heutige madagassische Kaffeeproduktion besteht zu etwa 90 % aus Robusta und zu 10 % aus Arabica. Der Robusta aus Madagaskar hat aufgrund seines starken bitteren Geschmacksprofils als Single Origin außerhalb des Landes nur wenige Freunde, für Blends wird er jedoch gern verwendet. Die Kaffeeproduktion in Madagaskar tendiert aber zunehmend zum Anbau von Arabica-Bohnen. Ihr Anteil wächst kontinuierlich. Aufgrund der (aktuell noch) geringen Menge wird der einheimische Arabica vor allem für die Spezialitätenkaffees des Landes verwendet. Die meisten der anderen über 60 Kaffeesorten haben keinen kommerziellen Wert und sind durch Umweltbelastungen und Bodenerosion vom Aussterben bedroht.

Der größte Teil des in Madagaskar produzierten Kaffees wird heute im Land selbst konsumiert, nur zirka 20 % gehen in den Export – dann größtenteils nach Frankreich. Obwohl der Kaffeeexport nur noch ein Schatten seines früheren Volumens ist, floriert die madagassische Kaffeekultur nach wie vor. Kaffee ist ein fester Bestandteil der Kultur und wird überall im Land verkauft und getrunken.

Cupista Texttrenner - Illustration Kaffeebohne

Wachstum und Verarbeitung

Madagaskar liegt schon sehr südlich im weltweiten Kaffeegürtel. Dennoch herrscht hier für den Kaffeeanbau ein ideales Klima. Die tropischen Anbauregionen dieser Insel im indischen Ozean sind feucht, warm und befinden sich für den Robsta, der den Löwenanteil der Produktion ausmacht, auf Höhenlagen zwischen 100 und 300 Metern. Im Juli ist es mit durchschnittlichen 10°C bis 20°C am kühlsten und es regnet vergleichsweise wenig. Regenzeit ist von November bis März. In diese Zeitspanne fällt auch der Januar, der mit 17°C bis 26 °C am wärmsten ist.

Gerade in den Regionen mit ehemaliger vulkanischer Aktivität (dazu gehören Itasy und Ankaratra sowie Tsaratanana im Norden) ist der Boden besonders reichhaltig und somit für den Kaffeeanbau bestens geeignet. Von Juni bis Oktober ist Erntezeit.

Die Kaffeeproduktion in Madagaskar wird von kleinen Familienbetrieben dominiert, in denen die Kaffeekirschen von Hand gepflückt und auf natürliche Weise aufbereitet werden, da die Verfügbarkeit von Wasser ein Problem darstellt. Vereinzelt lassen sich aber auch gewaschene Kaffees aus Madagaskar finden. Da die Landwirte jedoch nur wenig technisches Wissen über den Kaffeeanbau haben, sind viele madagassische Robusta-Bäume überaltert - im Durchschnitt sind sie etwa 70 Jahre alt. Das bedeutet, dass sie einen geringeren Ertrag haben und anfälliger für Krankheiten sind. Die meisten Kulturen, darunter auch der Kaffee, werden seit jeher biologisch angebaut, allerdings ohne Zertifizierung. Durch Mischkulturen und die Verwendung von natürlichem, wildem Dünger stellen die Bauern sicher, dass ein natürliches Gleichgewicht gewahrt bleibt. Eine biologische Vielfalt sorgt für eine natürliche Schädlingsbekämpfung. Neben Kaffee werden auch Gewürznelken, Vanille und Reis exportiert - der größte Teil der Landwirtschaft dient der Selbstversorgung. Die Bauern bauen in erster Linie an, was sie für die Ernährung ihrer Familien brauchen, und verkaufen den Überschuss auf den lokalen Märkten.

Landschaft Madagaskar

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Anbauregionen und Geschmackseigenschaften

In Madagaskar dominiert der Robusta-Kaffee. Und was in weiten Teilen der Erde gar nicht geht, gehört hier zum Alltag - nämlich der Genuss dieser Bohnen als Single Origin. Allerdings kombinieren die Einheimischen den Kaffee mit Kondensmilch und allerlei süßem Gebäck. Obwohl der madagassischen Robusta als besonders ausgewogen und harmonisch gilt, sagt dies ja noch nicht viel über den Geschmack aus - dieser ist nämlich erdig und hat oft ein bitteres, gummiartiges und körniges Aroma mit einem erdnussartigen Nachgeschmack. Das mag erst einmal nicht lecker klingen, aber mit diesen Eigenschaften eignet sich der Madagaskar-Robusta hervorragend für Blends. Hier bereichert er in Kombination mit Arabicas das Geschmacksspektrum vieler köstlicher Mischungen.

Die Arabicas aus Madagaskar besitzen trotz der süßen, auch weinigen Säure einen harmonischen Charakter, Schokoladengeschmack und eine reiche Textur. Zur mäßigen Bitterkeit kommen erfrischende und fruchtige Noten, die an Himbeeren und reife gelbe Früchte wie Aprikose und Ananas erinnern. Der Anbau zwischen Vanille und Nelken führt bisweilen zu Kreuzungen im Aromenspektrum.

Robusta-Bohnen

Die aus Madagaskar exportierten Robusta-Kaffeebohnen gelten grundsätzlich als hochwertig. Der größte Teil des Robusta wird nach Frankreich exportiert und in den tropischen Gebieten des Landes, in Höhenlagen von 100 - 300 m an der Ostküste in der Region Vatovavy-Fitovivany, um Tamatave sowie auf dem Inselchen Nosy Be im Nordwesten in der Nähe von Ambanja und am Sambirano-Fluss angebaut. Die üppig bewaldete SAVA-Region ist ebenfalls eine nennenswerte Kaffeeanbau-Region. Sie ist auch die Heimat der berühmten madagassischen Vanilleschoten.

Arabica-Bohnen

Arabica wird in höheren Lagen des Zentralplateaus im Landesinneren, in der Provinz Antananarivo und in der Nähe des Alaotra-Sees kultiviert.

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Fun Fact

Solltest Du einmal nach Madagaskar kommen, ist eines sicher: Du wirst nicht lange suchen müssen, um jemanden zu finden, bei dem Du Kaffeebohnen kaufen kannst. Diese werden auf den Märkten in ganz Madagaskar angeboten. Doch wusstest du, dass die Maßeinheit beim Kaffeehandel auf Madagaskars Märkten eine Blechdose ist :-) Woran liegt´s? Kondensmilch, die in der Regel in 390g Dosen verkauft wird, ist in Madagaskar sehr beliebt und ein Teil der Kaffeekultur. Leere Dosen sind somit allgegenwärtig und werden überall als Schöpfkellen eingesetzt. Inzwischen basiert nahezu das gesamte System für den Kauf von Kaffee auf den lokalen Märkten auf Schöpfkellen aus ehemaligen Kondensmilchdosen.

Röstung und Zubereitung

Topf     Im Topf

Stell Dir vor, Du stehst irgendwo in Madagaskar auf einem Markt. Wenn Du jetzt Deinen Kaffee wie die Madagassen trinken willst, dann ist das sicher ein Abenteuer. Einerseits weil die äußerst dunkel gerösteten Robusta-Bohnen ihren ganz eigenen strengen Geschmack haben, andererseits weil Du Dich auf die Aufnahme von viel Zucker einstellen musst. Eine konsistente Qualität darfst Du auch nicht erwarten. Hier wiegt keiner mit der Waage eine bestimmte Menge Bohnen pro Tasse ab oder misst die Milliliter, die in die Tasse (oder auch Dose) passen. Die Straßenverkäufer stellen ihren Kaffee selbst her, indem sie die Bohnen vor Ort in Pfannen auf dem offenen Feuer rösten bis sie wirklich glänzen. Nach dem Abkühlen werden die Bohnen zerstampft, stark aufgebrüht und schwarz oder mit Kondensmilch serviert. Das Ergebnis ist eine einzigartig frische, starke Tasse Kaffee, die kaum vergleichbar ist.

SiebträgerKaffee-VollautomatHerdkanne     Siebträger, Vollautomat und Herdkanne

Im Blend erhältst Du Madagaskar-Kaffee sowohl als Espresso als auch als klassische Filterkaffee-Röstung. Hinsichtlich der Zubereitung bist Du da also sehr flexibel.

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